C. K. McDonnell „The Stranger Times“
Mit dem Roman „The Stranger Times“, erschienen September 2021 im Eichborn Verlag, ist es dem Autor C. K. McDonnell gelungen, die Genres der Urban Fantasy und der Funny Fantasy in einem gradlinigen, spannungsreichen und witzig-schrägen Fantasy-Thriller zu vereinen.
„Zombie-Elvis hat meinen Hamster gefressen“ [Titel: The Stranger Times]
Hinter dem Pseudonym C.K. McDonnel verbirgt sich der irische Comedian und TV-Autor Caimh McDonnell, der bereits einige erfolgreiche Comedy-Krimis veröffentlicht hat. In Limerick geboren und in Dublin aufgewachsen, arbeitet er nunmehr als Schriftsteller in Manchester. Nach eigenen Angaben schreibt er dort gerade in Gesellschaft seines Hundes und seiner Phantasie, glücklich im Gartenhaus an seinen nächsten Büchern.
Schon beim ersten Kontakt mit dem Buch fällt ins Auge, dass es vom Verlag mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. Der dreifarbige rot/weiß/schwarze Einband bildet zusammen mit dem farblich abgestimmten schwarzen Leseband und einem wunderbaren schwarzen Farbschnitt eine gestalterisch ansprechende Einheit, die auch sehr gut zum Gesamtcharakter des Romans passt. Bei näherem Blick erkennt man zudem, dass das Titel Artwork inhaltlich stark auf den Roman bezogen ist und auch einige verborgene Hinweise auf die Handlung enthält. Diese aufwändige, liebevolle Gestaltung macht die Printausgabe zu einem geschmackvollen Einzelstück und einfach Lust auf die Lektüre.
„Wurstspezialität aus Essex als Waffe missbraucht“ [Artikel aus: The Stranger Times]
Im Zentrum der Romanhandlung steht eine äußerst ungewöhnliche Zeitung mit dem Namen „The Stranger Times“, die samt eigener Druckerei in einer alten Kirche untergebracht ist. Ihr Metier sind die verborgenen, meist übersehenen „Wahrheiten“ in und um die Stadt Manchester. Berichtet wird hauptsächlich über Ufos, Geistersichtungen, Verschwörungen und übersinnliche Begebenheiten, wobei großer Wert darauf gelegt wird, niemals eine Geschichte erfunden zu haben.
Die Zeitung besteht aus einer Gruppe äußerst unkonventioneller Gestalten. Da ist vor allem die unsichere Hannah, die sich gerade erfolgreich von ihrem notorisch untreuen Ehemann getrennt und dabei aus Versehen dessen Haus abgefackelt hat. Neben der resoluten Sekretärin Grace und ihrer rebellische Tochter Stella arbeiten bei „The Stranger Times“ auch noch die eigensinnigen und sehr speziellen Redakteure Reggie und Ox. Ersterer droht regelmäßig damit aus dem Fenster zu springen, letzterer ist Spezialist für Ufo-Sichtungen. Über allem thront der etwas verpeilte und ziemlich unausstehliche, ständig Whisky trinkende Chefredakteur Banecroft, dem es durchaus mal passieren kann, dass er sich mit seiner Schrotflinte Blunderbuss (Donnerbüchse) im Büro versehentlich in den Fuß schießt.
Zusammen geraten sie in den Sog unheimlicher und tödlicher Ereignisse, die selbst diese, an den Umgang mit verrückten und paranormalen Erscheinungen gewöhnte Truppe an ihrem Verstand zweifeln lässt. Zu Beginn soll lediglich über Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit dem Tod zweier Obdachloser berichtet werden. Da die Reporter der Stranger Times aber keinem Polizisten trauen wollen, nehmen sie die Ermittlungen selbst in die Hand.
„In diesem frühen Stadium würde ich sagen, sollte man polizeiliche Inkompetenz als Erklärung nicht völlig ausschießen.“ [Chefredakteur Banecroft]
Die Ermittlungen stellen sich schnell als höchst gefährlich heraus. Ohne sich durch eine vom Teufel besessenen Toilette ablenken zu lassen, stoßen sie bald auf eine teilnahmslose Polizei, monströse Kreaturen und eine uralte Verschwörung. Da ist das gesamte Team gefordert.
„Satan mag kein Heavy Metal sondern ist Fan der irischen Bardin Enya“ [Artikel aus: The Stranger Times]
Bereits nach wenigen Seiten ist nicht zu übersehen, dass Caimh McDonnell ein gelernter Comedian ist. Und ein sehr guter noch dazu! Eine Pointe schwarzen, trockenen, irisch-britischen Humors jagt hier die nächste und alle sind so enorm gekonnt gesetzt, dass man die erste Hälfte des Romans, auch als wirklich gelungene, skurrile Comedy Show auffassen könnte. Neben all den gelungenen Gags und schrägen Charakteren baut sich dabei langsam die spannende Handlung eines tödlichen Horror-Fantasy-Thrillers auf, die zum Ende des Romans in ein großes spannendes Finale mündet.
„Hausaufgaben fressen norwegischen Hund“ [Artikel aus: The Stranger Times]
Bei allem Humor und aller Comedy sind die chaotischen Protagonisten, inklusive des Chefredakteurs Banecroft, mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. McDonnell hat alle mit einem großen Herz und einer großen Portion Menschlichkeit versehen, was sehr gut zu der nicht ganz ernst zu nehmenden Handlung passt.
„The Stranger Times“ ist ein gelungener urkomischer, moderner Urban Fantasy Thriller, der respektvoll mit seine Protagonisten umgeht, gradlinig und einfühlsam erzählt wird und bis zum großen Finale allerbeste irisch-britische Unterhaltung bietet. Zum Glück ist eine Fortsetzung bereits angekündigt.
C. K. McDonnell, The Stranger Times
Hardcover, 462 S.
Eichborn Verlag
ISBN 978-3-8479-0090-0