• Science-Fiction,  Thriller

    Nils Westerboer, „Kernschatten“

    Im letzten Frühjahr erschien bei Klett-Cotta „Athos 2643“. Der essayistischen Züge tragende komplexe Science-Fiction war der zweite Roman des Autors Nils Westerboer (*1978 im schwäbischen Gaildorf) und hat mich nachhaltig beeindruckt. Sofort nachdem ich meine Rezension beendet hatte, versuchte ich daher auch Nils Westerboers Debütroman „Kernschatten“ aus dem Jahr 2015 zu bestellen, doch leider war dieser im letzten Jahr nicht erhältlich. Das hat sich zum Glück geändert. „Kernschatten“ ist in der letzten Woche zu meiner großen Freude bei Klett-Cotta in einer überarbeiteten Version als Taschenbuch „wiederveröffentlicht“ worden. Angesichts des Erfolgs von „Athos 2643“, der jetzt auch noch für den „Seraph 2023“ nominiert wurde, eine sehr gute Entscheidung des Verlags. [Definition: Kernschatten] „Wird ein Gegenstand von zwei punktförmigen Lichtquellen beleuchtet, gelangt…

  • Science-Fiction,  Thriller

    Kris Brynn, „Born“

    Kris Brynn ist eines der Pseudonyme der 1968 in Stuttgart geborenen Autorin Regine Bott, die bereits auf zahlreiche Veröffentlichungen und Preisverleihungen, wie z.B. den Phantastik-Literaturpreis SERAPH 2019, zurückblicken kann. Die Science-Fiction bildet sicherlich einen Schwerpunkt ihrer literarischen Tätigkeit. Auch bei „Born“, veröffentlicht 2021, handelt es sich um einen Science-Fiction-Roman. Untertitel: „Dystopie-Thriller“. Dieser ist interessanterweise im Deutschland einer nahen Zukunft angesiedelt. Große Sandkriege haben das Land nahezu unbewohnbar gemacht. Die fast ausschließlich in gigantischen unüberschaubaren „Maga-Cities“ lebende Bevölkerung wird durch riesige, hoch automatisierte Plantagen und Farmen versorgt, die sich in der Hand einer religiösen Bruderschaft befinden. Der Großteil der Menschen lebt unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen. Man kann sich gerade so über Wasser halten. Nahrungsmittel sind knapp und werden zugeteilt. Die…

  • Sachbuch,  Science-Fiction

    Thomas Keobner (Hrsg.), „Filmgenres: Science-Fiction“

    Seit nunmehr nahezu 20 Jahren existiert bei Reclam die Reihe „Filmgenres“. Der erste Band, ein recht umfangreiches Kompendium zum Thema „Science-Fiction“, ist derzeit mein ständiger Begleiter. Wie gewohnt im typischen kompakten Reclam-Format erschienen, passt es trotzt seiner beachtlichen 574 Seiten noch gut in den Aktenkoffer oder die Jackentasche. Die Begriffe „Kompendium“ bzw. „Handbuch“ beschreiben recht gut, um welche Art von Textsammlung es sich  hier handelt. Zusammengestellt durch den Herausgeber Thomas Koebner finden sich vertiefende Analysen aus der Feder unterschiedlicher Autorinnen und Autoren zu einer bemerkenswert vollständigen Auswahl an Science-Fiction-Filmen. Die Liste der mehr als 120 vorgestellten Filme reicht von „Metropolis“, „Frankenstein“, „Kampf der Welten“, „Die Zeitmaschine“, „2001“, „West World“, bis zu „Star Wars“, „Aliens“, „Terminator“, „Blade Runner“, „Matrix“, „Batman“, „X-Men“,…

  • Universum Phillip P. Peterson
    Science-Fiction

    Phillip P. Peterson, „Universum“

    Es ist nicht ganz einfach, Phillip P. Petersons Roman „Universum“ gerecht zu werden, lässt sich die komplette Handlung doch recht gut in nur drei Sätzen zusammenfassen: In naher Zukunft verlässt eine kleine Gruppe Siedler die Erde, um in einem weit entfernten Sonnensystem namens Omicron-3 eine Kolonie zu gründen. Während des Überlichtflugs haben sie mit dramatischen technischen Problemen zu kämpfen. Statt ans Ziel, gelangen Raumschiff und Insassen an die Grenzen der Physik. Bis auf einige kleinere Wendungen, ist das bereits die ganze Geschichte des Romans, der im Grunde darauf angelegt ist, lediglich ein einzelnes Szenario durchzuspielen: Die Überwindung kosmischer Distanzen mittels überlichtschneller Fortbewegung. „Universum“ ist ein Roman der sog. „Hard-Science-Fiction“. Dieses Subgenre folgt der ursprünglichen naturwissenschaftlich positivistischen Tradition der Science-Fiction. Plot…

  • Cover Athos 2643
    Science-Fiction

    Nils Westerboer „Athos 2643“

    Nils Westerboers Roman „Athos 2643“ hat mich vom ersten bis zum letzten Satz fasziniert, handelt es sich doch um weitaus mehr, als einen gewöhnlichen Science-Fiction. Neben dem durchaus spannenden Plot des Romans, liegt sein eigentlicher Schwerpunkt in einer äußerst raffiniert mit der Handlung verbundenen Annäherung an die ethischen, technischen und juristischen Fragestellungen bei der Verwendung hoch entwickelter Computersysteme, sogenannter „Künstlichen Intelligenz“. Der Roman trägt sehr essayistische Züge, was ihm jedoch keinesfalls zum Nachteil gereicht. „Remscheid, Nikolaus: Rechtshistoriker des späten 21. Jahrhunderts, Verfasser einflussreicher Schriften zum vorsätzlichen Handeln künstlicher Intelligenzen und deren juristischer Beurteilungen.“ Schauplatz des Romans ist der winzige Neptunmond Athos in der fernen Zukunft des Jahres 2643. Der aus einem kleinen eingefangenen Gesteinsbrocken bestehende Mond diente ursprünglich dem Bergbau…

  • Science-Fiction

    Hervè Le Tellier „Die Anomalie“

    Mit „Die Anomalie“ ist dem französischen Schriftsteller und studierten Mathematiker Hervè Le Tellier ein beeindruckender Roman gelungen, der völlig zu Recht mit dem bedeutenden französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Die am 10. März 2021 in Paris gestartete Boing 787, Flug Air France 006, wird kurz vor der Landung am JFK Airport New York von Jagdflugzeugen abgefangen und auf die McGuiere Air Force Base, New Jersey umgeleitet. An Bord befinden sich 243 Passagiere samt Besatzung. Bis auf eine extreme Gewitterfront, die überraschend schnell durchflogen werden konnte, war der Flug eigentlich problemlos verlaufen. Sämtliche Teilnehmer des Flugs 006 werden zunächst auf dem Militärflughafen festgehalten, psychologisch betreut und eingehend zum Flug und ihrer Vergangenheit befragt. Sie müssen erfahren, dass seit ihrem Start…

  • Jugendliteratur,  Science-Fiction

    Schneider Jugendbuchreihe „Commander Perkins“ – Eine Hommage

    Eine Hommage an die erste Science-Fiction-Reihe meiner Jugend. Vor einigen Wochen fiel mir wieder ein Band der Jugendbuchreihe „Commander Perkins“ in die Hände. Die zu Beginn der 80er Jahre im Franz Schneider Verlag erschienene Science-Fiction-Serie hat schon in jungen Jahren meine große Begeisterung für dieses Genre und ganz sicher auch den „Nerd“ in mir geweckt. Sicherlich, dieses umfangreiche und auch etwas unterschätzte Genre der Literatur ist ein weites Feld. Es gibt sehr viele verschiedene Spielarten und komplexe, schwer greifbare Überschneidungen mit anderen Genres. Meinem Eindruck nach trifft es jedoch die Definition auf Wikipedia recht gut, die „wissenschaftliche Spekulationen, Raumfahrtthemen, ferne Zukunft, fremde Zivilisationen und meist zukünftige Entwicklungen“ als für die Science-Fiction charakteristisch ansieht.  Das sagt doch eigentlich alles. Die Science-Fiction…

  • Backlist,  Science-Fiction

    Robert Harris „Der zweite Schlaf“

    „Am Spätnachmittag des neunten Tages im April des Jahres Unseres Auferstandenen Herrn 1468, einem Dienstag, suchte ein einsamer Reiter seinen Weg.“ Der Südwesten Englands im Jahr 1468. Der junge Priester Christopher Fairfax reitet spätabends bei strömenden Regen durch eine einsame Moorlandschaft. Er hat den Auftrag, im abgelegenen Dorf Addicott St George den unter mysteriösen Umständen verstorbenen Gemeindepfarrer Thomas Lacy zu beerdigen. Keinesfalls will er länger als nötig in dem von bitterer Armut geplagten rückständigen Nest verweilen. Er beabsichtigt bereits am nächsten Tag nach der Beerdigung wieder Richtung Exeter zu seinem Bischof zurückzureisen. Über Nacht richtet er sich im Pfarrhaus ein. Eine verschwiegene Haushälterin, ein stummes Mädchen, ein fleißiger Schmied und ein zwielichtiger Küster treten auf den Plan. Der Leichnam des Pfarrers…

  • Computer/Gaming,  Science-Fiction

    Matt Ruff „88 Namen“

    Ein Roman über das Online-Gaming und Identitäten, der leider zu viele Gelegenheiten vergibt. Matt Ruffs Roman mit dem etwas rätselhaften Titel „88 Namen“ zielt von Seiten des Verlags auf eine ganz besondere Leserschaft. Der Klappentext verspricht: >Publishers Weekly< „Teils Detektivgeschichte, teils Science-Fiction-Thriller und mit seinen vielen Anspielungen Pures Geek-Gold“. Da auch noch die Schlagworte „Massively Multiplayer Online Role-Playing Games“ fallen, war es um mich geschehen. An diesem Roman des bekannten Fantasyautors konnte ich nicht vorbeigehen. Mit großer Vorfreude und einem erheblichen Sympathievorschuss begab ich mich an die Lektüre. Der US-amerikanische Autor Matt Ruff, geboren 1965 in Queens, NY, ist Freunden der Fantasy Literatur vor allem durch seinen gelungenen Debüt-Roman „Fool on the Hill“ ein fester Begriff. Auch weitere erfolgreiche Romane…

  • Backlist,  Klassiker,  Science-Fiction

    Frank Herbert „Der Wüstenplanet“

    Ein Benchmark der Science Fiction und Beginn eines grandiosen Zyklus in neuer Übersetzung. Mit dem Roman „Der Wüstenplanet“ (Originaltitel: „Dune“), erschienen im Jahr 1965, schuf Frank Herbert ein Monument der Science Fiction und den Beginn eines großen Zyklus, der gerade heute wieder von besonderer Aktualität ist. Vom Wasser herkommt alles Leben. [aus: Orange-Katholische Bibel – „Dune“] Die Handlung ist in sehr ferner Zukunft angesiedelt. Die Menschen leben in einer feudalistisch organisierten, posttechnologischen Gesellschaft, die von einem Imperator und verschiedenen Adelshäusern dominiert wird. Dem Wüstenplaneten „Arrakis“ kommt eine erhebliche strategische Bedeutung zu, denn er ist der einzige Ort im Universum, auf dem das extrem kostbare „Gewürz“, eine für die interstellare Raumfahrt benötigte Droge, geerntet werden kann. Seine Oberfläche ist nahezu vollständig…