• Belletristik

    Màirtìn Ò Cadhain „Die Asche des Tages“

    „Die Asche des Tages“, Erstausgabe 1970, ist das letzte Werk des irischen Schriftstellers und politischen Kommentators Máirtín Ó Cadhain. Der Roman ist 2020 im Stuttgarter Alfred Kröner Verlag, in der deutschen Übersetzung von Gabriele Haefs, neu erschienen. Ó Cadhain (*1906, +1970) gilt als Erneuerer der modernen irischsprachigen Literatur und wird zu den bedeutendsten Schriftstellern des Landes gezählt. Bei Zeitgenossen galt er als gesellschaftlich und politisch schwierig und unbequem. Von Beruf Lehrer, schloss sich Ó Cadhain Ende der 1920er Jahre der Irish Republican Army (IRA) an. In der Zeit von 1940 bis 1944 wurde er interniert. Nach seiner Trennung von der IRA siedelte er nach Dublin, wo er in verschiedenen Positionen als Staatsdiener tätig war und noch kurz vor seinem Tod eine…

  • Backlist,  Sachbuch

    Max Frisch „Fragebogen“

    Der Schweizer Max Frisch (*1911, +1991), Journalist, Architekt und freier Schriftsteller, ist bekannt für seine Theaterstücke und Romane, die sich häufig mit der Frage nach der Identität des modernen Menschen beschäftigen. Ein wesentlicher Teil seines Werks war für ihn daneben aber auch das Tagebuch. Nicht als regelmäßig aktualisiertes, chronologisches Notizbuch, sondern als gleichberechtigte und eigenständige Prosaform, die auch fiktionale Elemente beinhalten durfte. In seiner zweiten, als „Tagebuch 1966-1971“ betitelten Text- und Skizzensammlung, erschienen bei Suhrkamp 1972, experimentiert Max Frisch neben anderen Elementen immer wieder auch mit der Textform des Fragebogens. Im Tagebuch finden sich elf sogenannte „Fragebögen“ zu unterschiedlichen ganz persönlichen und auch gesellschaftlichen Themen. Mit jeweils fünfundzwanzig knappen, äußerst geschickt gestellten Fragen, bringt er die Lesenden dazu, sich auf…

  • Computer/Gaming,  Science-Fiction

    Matt Ruff „88 Namen“

    Ein Roman über das Online-Gaming und Identitäten, der leider zu viele Gelegenheiten vergibt. Matt Ruffs Roman mit dem etwas rätselhaften Titel „88 Namen“ zielt von Seiten des Verlags auf eine ganz besondere Leserschaft. Der Klappentext verspricht: >Publishers Weekly< „Teils Detektivgeschichte, teils Science-Fiction-Thriller und mit seinen vielen Anspielungen Pures Geek-Gold“. Da auch noch die Schlagworte „Massively Multiplayer Online Role-Playing Games“ fallen, war es um mich geschehen. An diesem Roman des bekannten Fantasyautors konnte ich nicht vorbeigehen. Mit großer Vorfreude und einem erheblichen Sympathievorschuss begab ich mich an die Lektüre. Der US-amerikanische Autor Matt Ruff, geboren 1965 in Queens, NY, ist Freunden der Fantasy Literatur vor allem durch seinen gelungenen Debüt-Roman „Fool on the Hill“ ein fester Begriff. Auch weitere erfolgreiche Romane…

  • Fantasy

    C. K. McDonnell „The Stranger Times“

    Mit dem Roman „The Stranger Times“, erschienen September 2021 im Eichborn Verlag, ist es dem Autor C. K. McDonnell gelungen, die Genres der Urban Fantasy und der Funny Fantasy in einem gradlinigen, spannungsreichen und witzig-schrägen Fantasy-Thriller zu vereinen. „Zombie-Elvis hat meinen Hamster gefressen“ [Titel: The Stranger Times] Hinter dem Pseudonym C.K. McDonnel verbirgt sich der irische Comedian und TV-Autor Caimh McDonnell, der bereits einige erfolgreiche Comedy-Krimis veröffentlicht hat. In Limerick geboren und in Dublin aufgewachsen, arbeitet er nunmehr als Schriftsteller in Manchester. Nach eigenen Angaben schreibt er dort gerade in Gesellschaft seines Hundes und seiner Phantasie, glücklich im Gartenhaus an seinen nächsten Büchern. Schon beim ersten Kontakt mit dem Buch fällt ins Auge, dass es vom Verlag mit sehr viel…

  • Belletristik

    Jonathan Franzen „Crossroads“

    Jonathan Franzen, der auch als Meister des Familienromans gehandelt wird, hat wieder einen großen seitenstarken Roman über die dysfunktionale amerikanische Durchschnittsfamilie geschrieben. Nach seinen sehr erfolgreichen Romanen „Die Korrekturen“ und „Freiheit“, die sich um die Lebensmodelle und den Liberalismus der weißen Mittelschicht drehten, richtet er jetzt, mit seinem neuen Roman „Crossroads“, den Blick zurück in die Vergangenheit auf die Situation in Amerikas Vorstädten in Zeiten der Aufbruchsstimmung Anfang der 1970er Jahre. Nach eigenem Bekunden handelt es sich bei dem in deutscher Übersetzung immerhin 826 Seiten starken und von der Kritik fast ausnahmslos gefeierten „Crossroads“ um den Auftakt einer Trilogie, mit dem nicht ganz unbescheidenen Subtitel „A key to All Mytologies“. Wir dürfen gespannt sein. „Crossroads“ bedeutet grundsätzlich „Kreuzung“, kann hier…