• Belletristik

    Solvej Balle, „Über die Berechnung des Rauminhalts I“

    „Begeisterung für Bücher“ ist das Motto dieses Blogs, und ab und zu trifft man auf Lektüren, die es einem ganz besonders leicht machen, sich ganz und gar für sie zu begeistern. Bei dem nur 170 Seiten kurzen Roman „Über die Berechnung des Rauminhalts I“, der dänischen Autorin Solvej Balle ist das der Fall. Solvej Balle wurde 1962 in Bovrup (Nordschleswig) geboren. Nach Studium der Literatur und Philosophie in Kopenhagen, veröffentlichte sie 1984 ihren ersten Roman. Sie gilt als sehr bedeutende dänische Autorin, über die zu lesen ist, dass sie in den 1990er Jahren eines der berühmtesten Werke der dänischen Literatur geschrieben hat. Die auf sieben Bände ausgelegte Buchreihe „Über die Berechnung des Rauminhalts“ wird als ihr großes Comeback gewertet. Drei…

  • Historischer Roman

    Dan Simmons, „Terror“

    Obwohl ich mich als ein sogenannter „Büchernarr“ bezeichnen würde, ist es für mich immer wieder ein besonderes Ereignis, einen Roman von knapp 1.000 Seiten Stärke zu beginnen. Auch wenn es sich hier ohne Anhänge lediglich um 962 Netto-Seiten handelt, bleibt „Terror“, im wahrsten Sinne des Wortes, ein ganz ordentlicher Brocken Holz. Eine so umfangreiche Lektüre beginne ich nur, wenn ich mir sehr sicher bin, einen wirklich gelungenen Roman vor mir zu haben. „Terror“ von Dan Simmons war so ein Fall. Das Buch war mir auf Twitter ans Herz gelegt worden und ohne diese nachdrückliche Empfehlung, hätte ich eine Lektüre wohl nie in Erwägung gezogen. Doch nach kurzer Recherche zu Autor und Thema war klar, dass „Terror“ einen vielversprechenden Eindruck machte…

  • Joachim B. Schmidt "Kalmann"
    Kriminalroman

    Joachim B. Schmidt, „Kalmann“

    Ein einfacher Mensch in einer kargen, verschneiten isländischen Landschaft. Kalmann Odinnsson ist der bewegende Held in Joachim B. Schmidts Roman und hat man ihn einmal kennen gelernt, lässt er einen so schnell nicht mehr los. Denn Kalman ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Held. Er lebt an der rauen Nordküste Islands, in dem abgelegenen, trostlosen 173 Seelen Dorf Raufarhöfn. 33 Jahre alt, bewohnt er allein das alte Haus seines Großvaters. In der Schule ist er gescheitert, besitzt keinen Führerschein und steht unter der Betreuung seiner auswärts lebenden Mutter. In Raufarhöfn wird er als eine Art gutmütiger Dorftrottel wahrgenommen, der irgendwie noch dazugehört. Dieser etwas einfältige, liebenswerte Kalmann ist der Erzähler des nach ihm benannten Romans. „Meine Mitschüler freuten sich immer…

  • Emma Stonex, Die Leuchtturmwärter
    Belletristik

    Emma Stonex, „Die Leuchtturmwärter“

    Die Sylvesternacht des Jahres 1972. Auf einem Felsen weit draußen vor der Küste Cornwalls, trotzt ein einsamer Leuchtturm der tosenden Nordsee. Am darauffolgenden Morgen sind die drei Leuchtturmwärter spurlos verschwunden. Der zum Abendessen gedeckte Tisch ist unberührt und die schwere Außentür von innen verschlossen. Beide Uhren des Turms sind stehen geblieben und zeigen dieselbe Uhrzeit an. Der fiktionale Roman „Die Leuchtturmwärter“ von Emma Stonex (*1983 in Northamptionshire / England) ist inspiriert von einer wahren Begebenheit, die sich vor mehr als 120 Jahren ereignete und zu einer mythischen Volkssage wurde. Im Dezember des Jahres 1900 verschwanden drei Wärter unter mysteriösen Umständen von einem Leuchtturm auf der unbewohnten Insel Eilean Mòr in den Äußeren Hybriden. Ein Vorfall, der nie aufgeklärt werden konnte.…

  • Gesellschaftsroman

    Hari Kunzru „White Tears“

    Mit „White Tears“ des britischen Autors Hari Kunzru (*1969 in London) kann ich gleich am Jahresanfang einen sensationellen Roman vorstellen, der mich nicht nur begeistert, sondern auch tief bewegt hat. Ein Buch über den Ursprung des Blues, die New Yorker Musikszene, kulturelle Aneignung und den Rassismus in den Vereinigten Staaten. Der Ich-Erzähler Seth und sein Freund Carter sind Klang- und Musik-Puristen. Allerdings ist es die Freundschaft zweier sehr unterschiedlicher Charaktere. Carter stammt aus reichen Verhältnissen und kann durch einen Treuhandfond über große finanzielle Ressourcen seiner Familie verfügen. Es ist „Old Money“. Ein Vermögen zunächst nicht näher bekannter Herkunft, dass sich bereits seit Generationen in der Familie befindet und deren Mitglieder nachhaltig geprägt hat. Wenn man den Klangspezialisten und Technik-Nerd Seth…

  • Gesellschaftsroman,  Kriminalroman

    Alida Bremer „Träume und Kulissen“

    Split im Juli 1936. Seit April hat es nicht mehr geregnet. Eine drückende Sommerhitze liegt über dem Königreich Jugoslawien. Die „Perle des Meeres“ an der Adriaküste ist erfüllt mit brodelndem Leben. Ein vielfältiges Miteinander vieler Nationalitäten und Kulturen am Rande der großen Schauplätze des aktuellen Weltgeschehens. Der Roman „Träume und Kulissen“ der kroatisch-deutschen Autorin Alida Bremer (*1959 in Split) wird getragen von einer mediterranen Leichtigkeit. Zeile für Zeile verströmt er den Duft von Kräutern und einer nicht enden wollenden Vielfalt kulinarischer Köstlichkeiten. Scampi, Tintenfische, Oktopusse, Zahnbrassen, Kalbsschultern, Hammellenden und Käselaibe, alles ist auf den Märkten der Stadt zu finden. Zum Kaffee werden Maraschino-Kugeln aus Butterkeksen, Datteln, Mandeln und Orangenschalen gereicht. Abends gibt es frittierte Sardellen in einer Marinade aus Zwiebeln,…