• Horatio Bücher
    Belletristik

    Mariana Leky, „Kummer aller Art“

    In Mariana Lekys kleinem, lediglich 170 Seiten schmalen Büchlein „Kummer aller Art“, habe ich rekordverdächtig viele Markierungen hinterlassen. Passagen, die ich gelungen, geistreich, gut beobachtet, amüsant, rührend oder einfach nur erwähnenswert finde. Ganz offensichtlich hat mich „Kummer aller Art“ besonders berührt. Das ist ein sehr gutes Zeichen. „Kummer aller Art“ ist eine Sammlung literarischer Kolumnen, die erstmals im Magazin „Psychologie Heute“ erschienen sind. Allesamt knappe, zumeist nur drei bis vier Seiten kurze Texte. Kleine bescheidene, aber überaus präzise Beobachtungen aus dem Alltag. Einsamkeit, Flugangst, Schlaflosigkeit, Abschied, aber auch Schlüsseldienste, Überraschungspartys und Zugverspätungen, stehen im Zentrum der wunderbar ausgewählten Episoden. Mariana Lekis „Kolumnistinnen-Ich“ erzählt mitten aus dem Leben. Da ist die Nachbarin Frau Wiese. Zusammen sind sie die „Expertinnen-in Schlaflosigkeit“ und…

  • Jugendliteratur,  Sachbuch

    Andre Boße, „Die drei ???. 100 Seiten“

    Die drei Fragezeichen sind ein Phänomen. Ihre Anfänge reichen zurück bis in die frühen 1960er Jahre, wo sie als „The Three Investigators“ in den ersten elf Romanen, noch aus der Feder ihres Schöpfers, dem US-amerikanischen Journalisten, Autor und Vielschreiber Robert Arthur, in meist mysteriösen, unheimlichen Fällen ermittelten. Kurze Zeit später kommen die drei Fragezeichen dann nach Deutschland. „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ ist der Titel des ersten Bands der überaus erfolgreichen deutschen Jugendbuchreihe, die bis heute läuft und aktuell bei Band Nummer 224 angekommen ist. „Siebenmal Proust zu lesen, ergibt also in etwa die gleiche Menge wie 220 Fälle von Die drei ???.“ Das markante schwarze Design der deutschen Serie, damals für eine Jugendbuchreihe revolutionär, entwickelt von der Grafikerin…

  • Belletristik

    Benjamin Myers, „Offene See“

    „Jeder junge Mann, der sein Leben geplant hat, ist zu bemitleiden, da Pläne kaum Platz für Zufälle und unerwartete Entdeckungen lassen. Und überdies ist jeder Mensch an sich – falls er überhaupt menschlich ist – eine sich ständig verändernde Entität, ebenso wie die Welt um ihn herum. Was für ein trostloses Leben führen doch diejenigen, die sich familiären Erwartungen oder Traditionen beugen.“ Benjamin Myers „Offene See“ ist ein Entwicklungsroman, genauer gesagt eine „Coming of Age Story“. Die bewegende Geschichte eines Sommers. Sie beginnt im Frühjahr 1946. Der junge, gerade einmal sechzehn Jahre alte, Robert Appleyard kehrt seiner Geburtsstadt im Norden Englands den Rücken, schnürt sein Bündel und begibt sich auf die Wanderschaft nach Süden. Es ist die Zeit unmittelbar nach…

  • Science-Fiction,  Thriller

    Kris Brynn, „Born“

    Kris Brynn ist eines der Pseudonyme der 1968 in Stuttgart geborenen Autorin Regine Bott, die bereits auf zahlreiche Veröffentlichungen und Preisverleihungen, wie z.B. den Phantastik-Literaturpreis SERAPH 2019, zurückblicken kann. Die Science-Fiction bildet sicherlich einen Schwerpunkt ihrer literarischen Tätigkeit. Auch bei „Born“, veröffentlicht 2021, handelt es sich um einen Science-Fiction-Roman. Untertitel: „Dystopie-Thriller“. Dieser ist interessanterweise im Deutschland einer nahen Zukunft angesiedelt. Große Sandkriege haben das Land nahezu unbewohnbar gemacht. Die fast ausschließlich in gigantischen unüberschaubaren „Maga-Cities“ lebende Bevölkerung wird durch riesige, hoch automatisierte Plantagen und Farmen versorgt, die sich in der Hand einer religiösen Bruderschaft befinden. Der Großteil der Menschen lebt unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen. Man kann sich gerade so über Wasser halten. Nahrungsmittel sind knapp und werden zugeteilt. Die…

  • Sachbuch,  Science-Fiction

    Thomas Keobner (Hrsg.), „Filmgenres: Science-Fiction“

    Seit nunmehr nahezu 20 Jahren existiert bei Reclam die Reihe „Filmgenres“. Der erste Band, ein recht umfangreiches Kompendium zum Thema „Science-Fiction“, ist derzeit mein ständiger Begleiter. Wie gewohnt im typischen kompakten Reclam-Format erschienen, passt es trotzt seiner beachtlichen 574 Seiten noch gut in den Aktenkoffer oder die Jackentasche. Die Begriffe „Kompendium“ bzw. „Handbuch“ beschreiben recht gut, um welche Art von Textsammlung es sich  hier handelt. Zusammengestellt durch den Herausgeber Thomas Koebner finden sich vertiefende Analysen aus der Feder unterschiedlicher Autorinnen und Autoren zu einer bemerkenswert vollständigen Auswahl an Science-Fiction-Filmen. Die Liste der mehr als 120 vorgestellten Filme reicht von „Metropolis“, „Frankenstein“, „Kampf der Welten“, „Die Zeitmaschine“, „2001“, „West World“, bis zu „Star Wars“, „Aliens“, „Terminator“, „Blade Runner“, „Matrix“, „Batman“, „X-Men“,…

  • Horatio-Bücher Buch des Jahres 2022
    Themen zur Literatur

    Hommage an das gedruckte Buch und warum Horatio jetzt plötzlich auch einen E-Book-Reader mit sich herumschleppt.

    Einigen wird es bereits aufgefallen sein, seit kurzem verfüge ich über einen E-Book-Reader, der auch ausgiebig von mir genutzt wird. Wie konnte es nur so weit kommen?! Ich habe E-Books und damit natürlich auch E-Book-Reader von Beginn an abgelehnt. Tatsächlich hänge ich sehr am klassischen gedruckten Buch, weil es so viel mehr ist als eine bloße flüchtige Datei in irgendeiner Cloud oder einem portablen Abspielgerät. In unserer virtuellen Zeit widersetzt sich das gebundene Buch tapfer den modernen Zwängen der Digitalisierung, allgegenwärtigen Verfügbarkeit, ständigen Beschleunigung und Optimierung. Es ist zu einem Statement geworden. Beständigkeit. Ein gedrucktes Buch ist etwas Wundervolles. Ob gebunden, broschiert oder als Taschenbuch, immer strahlt es etwas Verheißungsvolles aus. Eine unendliche Vielfalt bereits in seiner Gestaltung. Umschlag, Einband,…

  • Thriller

    Amy McCulloch, „Der Aufstieg“

    „In der Todeszone wartet der Mörder“. Mehr Thriller als in diesen Klappentext passt wohl kaum in einen sechs Worte langen Satz. Angemessen? Zunächst geht der Roman der in Ottawa aufgewachsenen und jetzt in London lebenden Autorin Amy McCulloch erst einmal gemächlich los. Die junge, noch unerfahrene Journalistin Ceciliy Wong steht vor der großen Chance ihrer beruflichen Laufbahn. Ihr eröffnet sich die einmalige Gelegenheit, den berühmten und charismatischen Extrembergsteiger Charles McVeigh exklusiv zu interviewen. Dieser steht unmittelbar vor dem Abschluss seiner Rekordtour, der Besteigung sämtlicher 14 Achttausender innerhalb eines Jahres. Alles natürlich im alpinen Stil, was im Wesentlichen ohne Hilfsmittel und Sauerstoff bedeutet. Das Interview, für das Cecily beruflich und finanziell alles auf eine Karte gesetzt hat, wäre ihr ganz großer…

  • Backlist,  Fantasy,  Schauer/Horror

    Stephen King, „Schwarz“

    Es gibt Romane, bei denen man sich schon nach wenigen Kapiteln entscheiden muss, ob man sie liebt oder ablehnt. Stephen Kings Roman „Schwarz – Der dunkle Turm 1“ gehört ganz eindeutig in diese Kategorie.Wenn man einen Stephen King kauft, geschieht dies in der Regel aus einer ganz konkreten Erwartungshaltung heraus. Der Autor gilt als „Meister des Horrors“ und wer zumindest einige seiner früheren Werke kennt, hat auch recht konkrete Vorstellungen davon, wie ein richtiger „King“ auszusehen hat. Gerade bei Autoren*innen, deren Name auf dem Cover größer abgedruckt ist als der Titel, werden diese Erwartungen auch gerne erfüllt. Mit seinem Roman „Schwarz“ macht Stephen King seinen Lesern*innen allerdings einen Strich durch diese Rechnung. Der Band bildet den Auftakt des siebenteiligen Romanzyklus…

  • Joachim B. Schmidt "Kalmann"
    Kriminalroman

    Joachim B. Schmidt, „Kalmann“

    Ein einfacher Mensch in einer kargen, verschneiten isländischen Landschaft. Kalmann Odinnsson ist der bewegende Held in Joachim B. Schmidts Roman und hat man ihn einmal kennen gelernt, lässt er einen so schnell nicht mehr los. Denn Kalman ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Held. Er lebt an der rauen Nordküste Islands, in dem abgelegenen, trostlosen 173 Seelen Dorf Raufarhöfn. 33 Jahre alt, bewohnt er allein das alte Haus seines Großvaters. In der Schule ist er gescheitert, besitzt keinen Führerschein und steht unter der Betreuung seiner auswärts lebenden Mutter. In Raufarhöfn wird er als eine Art gutmütiger Dorftrottel wahrgenommen, der irgendwie noch dazugehört. Dieser etwas einfältige, liebenswerte Kalmann ist der Erzähler des nach ihm benannten Romans. „Meine Mitschüler freuten sich immer…

  • Horatio Bücher Verkennung
    Schauer/Horror,  Thriller

    Jane D. Kenting, „Verkennung“

    „Dass ich die Mail überhaupt öffnete, hatte einen einfachen Grund: meine Schwäche für Geheimnisvolles. Meine Leidenschaft für alles was rätselhaft war. Das Unheimliche bezauberte mich.“ Ein Angsttherapeut mit einem mysteriösen Patienten. Das neue Heim in Nachbarschaft einer düsteren Villa. Unheimliche Geschehnisse im Dunkel. Nächte der Schlaflosigkeit und zwei rätselhafte Frauen. Jane D. Kenting hat in ihrem Erstlingswerk sämtliche Zutaten für eine geheimnisvolle, schaurige Geschichte bereitgestellt. Die Leser/-innen sollten sich nicht von dem etwas unglücklich gewählten Buchtitel in die Irre führen lassen, werden diese knappen, schlagwortartigen Titel doch vielfach bei bleihaltigen, blutigen, skandinavischen Krimi- und Thriller Reihen verwendet. „Verkennung“ ist kein Thriller und eigentlich auch kein Krimi, sondern vielmehr ein Schauerroman, der angenehm leise daherkommt, feine Andeutungen macht und auf direkten…

  • Henrike Jütting, Spiel im Nebel
    Kriminalroman

    Henrike Jütting, „Spiel im Nebel“

    Henrike Jüttings vor kurzem erschienener Krimi „Spiel im Nebel“ trägt den Untertitel „Kriminalroman aus Münster“. Unweigerlich fallen einem da natürlich die Ermittler „Wilsberg“, sowie „Thiel und Boerne“ ein, die die Münsteraner Krimi-Landschaft dominieren. Hernike Jütting schickt dagegen, mittlerweile bereits zum vierten Mal, mit den Kommissarinnen Katharina Klein und Eva Mertens, ein rein weibliches Team ins Rennen. Allein schon für diese Entscheidung ist die Autorin zu beglückwünschen, ermöglicht sie doch wirklich erfrischende und neue Perspektiven bei der Erzählung eines Münster-Krimis. Auch wenn wir im Verlaufe der Handlung einiges über den Werdegang und das Privatleben der Kommissarinnen erfahren, erliegt Henrike Jütting nicht der Versuchung, die Geschichte, wie bei den männlichen Kollegen, hauptsächlich um ihre Ermittler*innen kreisen zu lassen. Bei „Spiel im Nebel“…

  • Judith Merchant - Schweig! Aktueller Roman
    Thriller

    Judith Merchant, „Schweig!“

    Der Roman „Schweig!“ von Judith Merchant ist nicht nur ein spannender Psychothriller, sondern geradezu ein Lehrstück, welch furchtbare Verwüstungen missglückende Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen anrichten kann. „Niemand kann Weihnachten entkommen. Wer behauptet, Weihnachten sei ein Tag wie jeder andere, lügt. Man muss sich Weihnachten stellen und auch der Angst, die an Weihnachten wiederkommt. Der Angst, dass es nicht schön wird. Der Angst vor einem Geschenk, das offenbart, dass der andere einen nicht kennt. Oder zu gut kennt. Der Angst, dass es Streit gibt. Der Angst, dass man sich einsam fühlt. Der Angst, dass jemand durchdreht. Und der schlimmsten Angst: davor, dass man zu viel an früher denkt.“ Es ist der Tag vor Heiligabend. Esther und ihr Ehemann Martin stehen im…

  • Die Paradiese von gestern
    Belletristik,  Gesellschaftsroman

    Mario Schneider, Die Paradiese von gestern

    Mario Schneider, „Die Paradiese von gestern“ – [Werbung, weil kostenloses Rezensionsexemplar] „Sie fuhren in eine neue Welt, um eine alte darin zu finden.“ Ella und René, ein junges Paar aus Ostdeutschland, verbringen im Jahr nach der Wende ihren ersten Sommer in Südfrankreich, dem Land ihrer Träume. Sie sind nicht auf der Suche nach dem Glanz des goldenen Westens, sondern nach dem Frankreich des Balzac, Flaubert und Maupassant. Als sie eines Abends bei einem Besuch der „Düne von Pilat“ in ein Unwetter geraten, führt sie ihr überhasteter Aufbruch, nahe Bordeaux weit abseits der Hauptstraßen, zu dem alten und maroden Schlosshotel, „Chateau de Violet-Hascardin“, auf dem die betagte Aristokratin Charlotte de Violet residiert. Trotz ihrer spärlichen finanziellen Möglichkeiten, erhält das junge Paar…

  • Universum Phillip P. Peterson
    Science-Fiction

    Phillip P. Peterson, „Universum“

    Es ist nicht ganz einfach, Phillip P. Petersons Roman „Universum“ gerecht zu werden, lässt sich die komplette Handlung doch recht gut in nur drei Sätzen zusammenfassen: In naher Zukunft verlässt eine kleine Gruppe Siedler die Erde, um in einem weit entfernten Sonnensystem namens Omicron-3 eine Kolonie zu gründen. Während des Überlichtflugs haben sie mit dramatischen technischen Problemen zu kämpfen. Statt ans Ziel, gelangen Raumschiff und Insassen an die Grenzen der Physik. Bis auf einige kleinere Wendungen, ist das bereits die ganze Geschichte des Romans, der im Grunde darauf angelegt ist, lediglich ein einzelnes Szenario durchzuspielen: Die Überwindung kosmischer Distanzen mittels überlichtschneller Fortbewegung. „Universum“ ist ein Roman der sog. „Hard-Science-Fiction“. Dieses Subgenre folgt der ursprünglichen naturwissenschaftlich positivistischen Tradition der Science-Fiction. Plot…

  • Roman Yank Zone
    Gesellschaftsroman

    Michel Basse, „Yank Zone“

    Michael Basse, „Yank Zone“ – [Werbung weil kostenloses Rezensionsexemplar]   „In every Kraut boy – there`s an American hiding, who wants to get out, he just doesen`t know it, yet.“ Diese provokante These ist das Glaubensbekenntnis von „Old Chop“ Ross Raymond Hartman, Lt. Colonel der US-Army im Ruhestand. Veteran des Pazifik Kriegs, und nicht nur dem Namen nach ein „hard man“, den es nach dem Krieg in die schwäbische Provinz in das Örtchen „Maulbronn“ verschlagen hat. „Old Chop“ Hartmann steht im Zentrum des Romans „Yank Zone“ von Michael Basse. Old Chops deutsche Frau, für die er zurück nach Schwaben kam, ist seit Langem verstorben. Zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Jack lebt er im beschaulichen, spießigen Maulbronn und betreibt dort die…

  • Felicitas Mokler - Astronomie und Universum
    Sachbuch

    Felicitas Mokler, „Astronomie und Universum“

    Die Autorin Dr. Felicitas Mokler ist Astrophysikerin und Wissenschaftsjournalisten. Sie legt mit dem Band „Astronomie und Universum“ einen interessanten, für wissenschaftliche Laien gut verständlichen, umfassenden Querschnitt über den aktuellen Kenntnisstand der Astronomie vor. Von der ausführlichen Vorstellung unseres Sonnensystems, des sichtbaren Sternenhimmels, benachbarter und ferner Galaxien, bis hin zur dunklen Materie und der Erläuterung der Vorgänge rund um den Urknall, reicht dabei das Spektrum dieses reichhaltig und wunderschön bebilderten Bandes. Auch einer kurzen Darstellung der theoretischen Grundlagen der Astro- und Teilchenphysik sind kenntnisreiche Ausführungen gewidmet. Sämtliche Themen werden begleitet von näheren Hinweisen zum jeweils aktuellen Stand der Forschung, sowie einer näheren Vorstellung entsprechender wissenschaftlicher Projekte und Missionen. „Astronomie und Universum“ richtet sich an wissenschaftsinteressierte Laien, die nicht unbedingt auch Nerds…

  • Cover Die Königin von Troisdorf
    Biographie,  Gesellschaftsroman

    Andreas Fischer „Die Königin von Troisdorf“

    Mit großen Erwartungen hatte ich dem Eintreffen des Romans „Die Königin von Troisdorf“ von Andreas Fischer entgegengesehen. Die Familiengeschichte des Autors. Ein Roman über das Aufwachsen in der Bundesrepublik der 60er und 70er Jahre. Gutbürgerliche Fassade, dahinter die Menschen geprägt durch zwei Weltkriege, Wilhelminismus und dem Gift des Nationalsozialismus. Ideologische Verblendung und nicht verarbeitete, traumatische Kriegserlebnisse, die noch über Generationen hinweg das Leben aller Beteiligten beeinflussen. Ein großes, ein wichtiges Thema. Ich darf schon an dieser Stelle vorwegnehmen, dass meine Erwartungen keinesfalls enttäuscht, ja übertroffen wurden.  [Werbung, weil kostenloses Rezensionsexemplar] Andreas Fischer ist Jahrgang 1961 und hat eine Kindheit in den 60er und 70er Jahren erlebt. Eine Zeit die noch geprägt war von den Generationen zweier Weltkriege. Abitur, Zivildienst und…

  • Emma Stonex, Die Leuchtturmwärter
    Belletristik

    Emma Stonex, „Die Leuchtturmwärter“

    Die Sylvesternacht des Jahres 1972. Auf einem Felsen weit draußen vor der Küste Cornwalls, trotzt ein einsamer Leuchtturm der tosenden Nordsee. Am darauffolgenden Morgen sind die drei Leuchtturmwärter spurlos verschwunden. Der zum Abendessen gedeckte Tisch ist unberührt und die schwere Außentür von innen verschlossen. Beide Uhren des Turms sind stehen geblieben und zeigen dieselbe Uhrzeit an. Der fiktionale Roman „Die Leuchtturmwärter“ von Emma Stonex (*1983 in Northamptionshire / England) ist inspiriert von einer wahren Begebenheit, die sich vor mehr als 120 Jahren ereignete und zu einer mythischen Volkssage wurde. Im Dezember des Jahres 1900 verschwanden drei Wärter unter mysteriösen Umständen von einem Leuchtturm auf der unbewohnten Insel Eilean Mòr in den Äußeren Hybriden. Ein Vorfall, der nie aufgeklärt werden konnte.…

  • Gesellschaftsroman,  Kriminalroman

    Patrìcia Melo, „Der Nachbar“

    „Ich habe weder das absolute Gehör mancher Musiker, noch sind meine Ohren so sensibel wie die von Hunden. Aber ich habe nie begriffen, warum Lärm nicht zu den wirkungsvollen Stichwaffen gezählt wird.“ Mit dem ersten Satz setzt der Ich-Erzähler gleich die Tonlage in Patrìcia Melos rabenschwarzen kleinen Roman „Der Nachbar“. Es sind die Gedanken eines ganz und gar durchschnittlichen, Biologielehrers, Vaters und Ehemanns aus der brasilianischen gesellschaftlichen Mittelschicht, die hier seltsam aggressiv klingend bereits zu Beginn des Buchs aufhorchen lassen. Patrìcia Melos desillusionierter Ich -Erzähler lebt zusammen mit seiner Frau Marta in der bescheidenen Wohnung eines einfachen Mehrfamilienhauses in Sao Paulo. Sein Job als Lehrer ist mehr als unbefriedigend. Von Kollegen und Schülern respektlos behandelt, lebt er in ständiger Angst…

  • Cover Athos 2643
    Science-Fiction

    Nils Westerboer „Athos 2643“

    Nils Westerboers Roman „Athos 2643“ hat mich vom ersten bis zum letzten Satz fasziniert, handelt es sich doch um weitaus mehr, als einen gewöhnlichen Science-Fiction. Neben dem durchaus spannenden Plot des Romans, liegt sein eigentlicher Schwerpunkt in einer äußerst raffiniert mit der Handlung verbundenen Annäherung an die ethischen, technischen und juristischen Fragestellungen bei der Verwendung hoch entwickelter Computersysteme, sogenannter „Künstlichen Intelligenz“. Der Roman trägt sehr essayistische Züge, was ihm jedoch keinesfalls zum Nachteil gereicht. „Remscheid, Nikolaus: Rechtshistoriker des späten 21. Jahrhunderts, Verfasser einflussreicher Schriften zum vorsätzlichen Handeln künstlicher Intelligenzen und deren juristischer Beurteilungen.“ Schauplatz des Romans ist der winzige Neptunmond Athos in der fernen Zukunft des Jahres 2643. Der aus einem kleinen eingefangenen Gesteinsbrocken bestehende Mond diente ursprünglich dem Bergbau…