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Joachim B. Schmidt, „In Küstennähe“
„In Küstennähe“ ist der Debütroman des 1981 im schweizerischen Casis/Graubünden geborenen Joachim B. Schmidt. Früh war der Autor vom Inselstaat Island fasziniert. Schon zum Schulabschluss hatte er Gelegenheit, die Insel im äußersten Nordwesten Europas zu bereisen. Während weiterer Aufenthalte verliebte er sich vollends in das Land und machte es zu seiner Wahlheimat. Joachim B. Schmidt hat die isländische Staatsangerhörigkeit angenommen und lebt als Autor in Reykjavik. Besonders bekannt wurde der Autor durch seinen vierten Roman „Kalmann“, der im Jahr 2020 erschienen ist und hier auf dem Blog bereits ausführlich vorgestellt wurde. Die im Norden Islands angesiedelte, wunderbar menschliche Kriminalgeschichte um den…
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Solvej Balle, „Über die Berechnung des Rauminhalts I“
„Begeisterung für Bücher“ ist das Motto dieses Blogs, und ab und zu trifft man auf Lektüren, die es einem ganz besonders leicht machen, sich ganz und gar für sie zu begeistern. Bei dem nur 170 Seiten kurzen Roman „Über die Berechnung des Rauminhalts I“, der dänischen Autorin Solvej Balle ist das der Fall. Solvej Balle wurde 1962 in Bovrup (Nordschleswig) geboren. Nach Studium der Literatur und Philosophie in Kopenhagen, veröffentlichte sie 1984 ihren ersten Roman. Sie gilt als sehr bedeutende dänische Autorin, über die zu lesen ist, dass sie in den 1990er Jahren eines der berühmtesten Werke der dänischen Literatur geschrieben…
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Chris Whitaker, „Was auf das Ende folgt“
Der in London geborene Autor Christ Whitaker war zehn Jahre lang als Finanztrader tätig, bevor er mit dem Schreiben begann. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Vor zwei Jahren erschien bei PIPER sein internationaler Bestseller-Roman aus dem Jahr 2020 „Von hier bis zum Anfang“, der auch in Deutschland ausgesprochen erfolgreich war. Gut nachvollziehbar, dass der Verlag daraufhin im letzten Sommer direkt nachlegte und nunmehr auch Chris Whitakers schon älteren Debütroman aus dem Jahr 2016 unter dem deutschen Titel „Was auf das Ende folgt“ nachträglich veröffentlichte. Den Romantitel „Was auf das Ende folgt“ empfinde ich allerdings mehr als unglücklich gewählt, worauf…
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10 Fragen an: Nils Westerboer – Autor
Im Februar des letzten Jahres erschien bei Klett-Cotta der Science-Fiction-Roman „Athos 2643“. „Athos 2643“ ist der zweite Roman des Autors Nils Westerboer und wurde hier auf dem Blog bereits mit großer Begeisterung vorgestellt. Die in ferner Zukunft angesiedelte, essayhafte Züge tragende, Geschichte um den Inquisitor und KI-Spezialisten Rüd Kartheiser und seine holografische Assistentin Zack, ist eine gelungene Verbindung technischer, philosophischer, juristischer und ethischer Fragestellungen. Der faszinierende Roman ist für den „Literaturpreis für Phantastik SERAPH 2023″ nominiert. Der Autor Nils Westerboer, geboren 1978 im schwäbischen Gaildorf, kann einen ausgesprochen abwechslungsreichen und interessanten Lebenslauf vorweisen. Trotz früher Berufswünsche als „Raketenanzünder bei der NASA“…
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Nils Westerboer, „Kernschatten“
Im letzten Frühjahr erschien bei Klett-Cotta „Athos 2643“. Der essayistischen Züge tragende komplexe Science-Fiction war der zweite Roman des Autors Nils Westerboer (*1978 im schwäbischen Gaildorf) und hat mich nachhaltig beeindruckt. Sofort nachdem ich meine Rezension beendet hatte, versuchte ich daher auch Nils Westerboers Debütroman „Kernschatten“ aus dem Jahr 2015 zu bestellen, doch leider war dieser im letzten Jahr nicht erhältlich. Das hat sich zum Glück geändert. „Kernschatten“ ist in der letzten Woche zu meiner großen Freude bei Klett-Cotta in einer überarbeiteten Version als Taschenbuch „wiederveröffentlicht“ worden. Angesichts des Erfolgs von „Athos 2643“, der jetzt auch noch für den „Seraph 2023“…
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Tom Lin, „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“
Es sind wilde Zuschreibungen, die man über diesen kleinen, gerade einmal 300 Seiten kurzen, Roman lesen kann: „Thriller“, „Magischer Realismus“, „Krimi“, „Illusion“, „Western“, „geschaffen für die Coen Brüder“, „Gothic“. Es bereitet ganz offensichtlich erhebliche Probleme, „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“ in eine der gewohnten Schubladen zu quetschen. Einig sind sich die Rezensent*innen lediglich in der Einschätzung, dass es sich bei dem Buch um einen wilden Genre-Mix handelt. Es muss sich hier also um einen außergewöhnlichen Roman handeln. Ganz nach meinem Geschmack. Meine Neugierde war sofort geweckt. Aufmerksam war ich auf den Roman, der auch auf der DLF-Krimibestenliste Januar gelistet war,…
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10 Fragen an: Henrike Jütting – Autorin
Letzte Woche hatte ich das Vergnügen eine Lesung der Autorin Henrike Jütting in der evangelischen Christuskirche in Olfen zu besuchen. Henrike Jütting (*1970 in Münster) hat nach einem Studium der Soziologie und Kulturwissenschaften in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften promoviert. Nach beruflicher Tätigkeit in Bremen, Brüssel und Celle, lebt sie wieder in Münster. Sie schreibt Kriminalromane, die in ihrer Heimatstatt und deren ländlicher Umgebung angesiedelt sind. Ihre Reihe um die Kommissarin Katharina-Klein umfasst mittlerweile vier Romane. „Spiel im Nebel“ ist der aktuelle Band, aus dem die Autorin dem zahlreich erschienen Publikum vorlas. Im letzten Sommer hatte ich über genau diesen Roman bereits hier…
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Riku Onda, „Die Aosawa-Morde“
Der im schweizerischen Atrium Verlag erschienene Kriminalroman „Die Aosawa-Morde“ der japanischen Autorin Riku Onda (*1964 in Sendai/Japan), wurde gerade mit dem deutschen Krimipreis 2022 in der Kategorie „International“ ausgezeichnet. Nachdem mich bereits der Sieger der Kategorie „National“, Johannes Groschupfs düsterer Thriller „Die Stunde der Hyänen“, überzeugen konnte, war ich besonders gespannt auf „Die Aosawa-Morde“, dem Klappentext zufolge „Der ungewöhnlichste Spannungsroman, den Sie je gelesen haben“. Derart selbstbewusste Anpreisungen legen die Messlatte leider unnötig hoch, was den beworbenen Büchern nicht immer einen Gefallen tut. Auch in diesem Fall sind die großen Worte eher unglücklich gewählt. Das Buch ist nämlich ganz sicher kein…
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Bronte, Yann, „Sturmhöhe“
Lange schon bin ich ein großer Bewunderer von Emily Brontes Skandalroman „Sturmhöhe“, mit dem sie die englische Gesellschaft der viktorianischen Epoche aus der Fassung brachte. Zudem habe ich immer wieder festgestellt, dass dieser Roman auch heute noch sehr bekannt ist und überraschend viele Literaturfreund*innen begeistert. Es mag an der romantischen, düster-schaurigen Atmosphäre liegen oder vielleicht auch an den aufwühlenden, dramatischen Leidenschaften der Protagonisten, „Sturmhöhe“ fasziniert. Als ich hörte, dass dieser tolle Stoff beim Splitter Verlag als Comic-Adaption erschienen ist, musste ich darüber berichten. Pure Emotionen und bedrohliche Naturgewalt Um mich der Comic-Adaption von Emily Brontes „Sturmhöhe“ angemessen nähern zu können, möchte…
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Dan Simmons, „Terror“
Obwohl ich mich als ein sogenannter „Büchernarr“ bezeichnen würde, ist es für mich immer wieder ein besonderes Ereignis, einen Roman von knapp 1.000 Seiten Stärke zu beginnen. Auch wenn es sich hier ohne Anhänge lediglich um 962 Netto-Seiten handelt, bleibt „Terror“, im wahrsten Sinne des Wortes, ein ganz ordentlicher Brocken Holz. Eine so umfangreiche Lektüre beginne ich nur, wenn ich mir sehr sicher bin, einen wirklich gelungenen Roman vor mir zu haben. „Terror“ von Dan Simmons war so ein Fall. Das Buch war mir auf Twitter ans Herz gelegt worden und ohne diese nachdrückliche Empfehlung, hätte ich eine Lektüre wohl nie…
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Auf der Suche nach den Geheimtipps – „Tipps der Leser*innen“
Schon häufig bin ich durch den Hinweis oder die Empfehlung von Follower*innen in den sozialen Netzwerken (Twitter, Instagram, Mastodon) auf wirklich großartige Bücher aufmerksam geworden. Wenn dort über Literatur gesprochen oder auch diskutiert wird, sind besondere „Geheimtipps“ meist nicht fern. Ich selbst halte das genauso und verweise im Verlauf derartiger Gespräche auch oft auf Lektüren, die mich ganz besonders beeindruckt haben. Ich finde das ungeheuer spannend und meist schlage die Romane nach, die in den Threads so nachdrücklich empfohlen wurden. Für mich ist das eine sehr willkommene Gelegenheit, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken und abseits des Gewohnten Neues zu entdecken.…
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Johannes Groschupf, „Die Stunde der Hyänen“
Beim Autor Johannes Groschupf (*1963 in Braunschweig) regnet es Preise. Schon 2019 wurde sein Thriller „Berlin Prepper“ mit dem Deutschen Krimipreis (1. Platz) und dem Politkkrimipreis der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg ausgezeichnet. Nachdem dann gerade 2021 noch der Deutsche Krimipreis (2. Platz) für „Berlin Heat“ verliehen worden war, folgt jetzt ganz frisch schon wieder ein erster Platz für seinen aktuellen Thriller „Die Stunde der Hyänen“. So viel Lametta sorgt natürlich für große Aufmerksamkeit. Völlig zu Recht. Ich bin sehr froh darüber, über den DKP auf den Autor und „Die Stunde der Hyänen“ gestoßen zu sein. Der lediglich 263 Seiten knappe Thriller…
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Das Heinz Nixdorf MuseumsForum Paderborn – „Die Geschichte der Zukunft“
Es ist sicherlich ungewöhnlich auf einem Literaturblog einen Bericht über den Besuch eines Computermuseums anzutreffen. Da ich aber schon immer ein Faible für Nerd-Themen und insbesondere für Computer hatte, interessiere ich mich natürlich auch für den Ursprung und die Entwicklung der Informationstechnologie. Da war das Heinz Nixdorf Museumsforum (HNF) das ideale Ziel, für einen Besuch im Neujahrsurlaub. Neben all den historischen und technischen Details drängten sich mir dann vor Ort aber auch zahlreiche Bezüge zu Themen der Literatur auf, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Da vom HNF zudem auch zwei sehr gelungene Bücher herausgegeben werden, lag es nahe, hier auf…
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Amor Towles, „Lincoln Highway“
In diesem noch ganz frischen Jahr 2023 habe ich wieder das Vergnügen, gleich mit einer sehr erfreulichen Buchvorstellung beginnen zu können. Der im letzten Sommer erschienene Roman „Lincoln Highway“ des 1964 in Boston/Massachusetts geborenen Bestsellerautors Amor Towles kann sicherlich zu den bedeutenden Romanen der vergangenen Saison gezählt werden. Er ist in vielen Literaturblogs auf sehr positive Resonanz gestoßen und konnte auch mich überzeugen. „Wäre es nicht wunderbar, dachte Woolly, wenn das Leben eines jeden Menschen ein Stück in einem Puzzle wäre? Dann wäre das Leben von niemandem im Leben eines anderen eine Unannehmlichkeit. Es würde einfach geschmeidig an seinen vorgesehenen Platz…
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Thema: Mein Buch des Jahres 2022
Irgendwie gehört es als Literaturblogger dazu, sich am Jahresende für ein Buch zu entscheiden, das es verdient, besonders aus der Menge herausgehoben zu werden. Dieser Tradition möchte ich mich mit meinem noch jungen Blog sehr gerne anschließen. Ich habe im Jahr 2022 viele wirklich gelungene Bücher gelesen. Würde ich Punkte vergeben, hätte manches davon sicher die volle Punktzahl bekommen. Ganz besonders am Herzen liegt mir das Buch „Die Königin von Troisdorf“ von Andreas Fischer. Der in Berlin lebende Filmemacher, Fotograf und Autor ist ungeheuer vielseitig und hat sich besonders als Dokumentarfilmer einen Namen gemacht. In seinen verschiedenen Arbeiten richtet er den…
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Dörte Hansen, „Zur See“
Wer sich für deutschsprachige Literatur interessiert, stößt derzeit unweigerlich auf den Namen Dörte Hansen. Bereits die ersten beiden Romane der 1964 in Husum geborenen Schriftstellerin, „Altes Land“ (2015) und „Mittagsstunde“ (2018), wurden Bestseller und von der Kritik gelobt, für TV und Kino verfilmt. Im vergangenen September erschien Dörte Hansens dritter Roman „Zur See“, der ebenfalls bereits ein Bestseller geworden ist. Für mich ist „Zur See“ die erste Begegnung mit der Autorin und schon nach wenigen Seiten musste ich mir eingestehen, dass ich schon früher auf Dörte Hansen hätte aufmerksam werden müssen. Dörte Hansen, „Zur See“ – [Werbung, weil Rezensionsexemplar] „Zur See“…
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Sigri Sandberg, „Dunkelheit“
Die norwegische Journalistin und Sachbuchautorin Sigri Sandberg beweist mit ihrem kleinen Buch „Dunkelheit“, dass die physikalische Abwesenheit von Licht für uns Menschen, aber auch für die Tier- und Pflanzenwelt, so ungeheuer viel mehr bedeutet. Sigri Sandberg, „Dunkelheit“ – [Werbung, weil Rezensionsexemplar] Das Buch „Dunkelheit“ ist als „Eine Liebeserklärung an den Nachthimmel“ untertitelt, und wer wäre geeigneter sich diesem Thema anzunähern als eine Autorin aus Norwegen, einem Land der Polarnacht, in dessen nördlichen Gebieten jenseits des Polarkreises es im Winter so komplett dunkel wird, dass nicht einmal Zwielicht zu erkennen ist. „Keine blaue Stunde. Kein Grau unter dem Horizont. Tagsüber ist es…
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Dennis Lehane, „Shutter Island“
Was mit dem Ausbruch aus einer psychiatrischen Einrichtung für Schwerstkriminelle beginnt, entwickelt sich für einen US-Marshal zu einer Reise zu seinen inneren Dämonen. Ein grandioser, anspruchsvoller Psychothriller. Das erste frostige und verregnete Wochenende dieses Winters. Draußen ist es früh dunkel geworden und meine neue Lektüre „Shutter Island“ von Dennis Lehane liegt schon auf dem Tisch bereit. Eine mysteriöse, fesselnde, ja auch schockierende Geschichte. Genau der richtige Roman für ein durchgelesenes Wochenende. Der aus Boston/Massachusetts stammende Dennis Lehane war Ende der 90er Jahre mit seiner Hardboiled-Krimireihe um das toughe Ermittlerduo Kenzie und Gennaro bekannt geworden. Im Jahr 2003 veröffentlichte er dann „Shutter…
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Robert Harris, „Königsmörder“
Der Roman ist eine interessante Geschichtsstunde. Aber auch gelungener Geschichtsunterricht kann mitunter etwas langweilen. Robert Harris, Königsmörder – [Werbung, weil Rezensionsexemplar] England Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Land ist zerrissen von religiösen, gesellschaftlichen und politischen Konflikten. Die Spannungen hatten sich in zwei Bürgerkriegen entladen in deren Folge König Charles I. hingerichtet und die Republik ausgerufen worden war. Oliver Cromwell, Puritaner und religiöser Eiferer, hatte den König durch ein Gericht zum Tode verurteilen lassen und herrschte danach als sogenannter „Lordprotektor“ mit nahezu unbegrenzter Machtfülle über die Republik. Nach Cromwells Tod wurde im Jahr 1660, mit der Rückkehr von König Charles II. aus…
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Thema: Rezensionsanfragen auf „Horatio-Bücher“
Sofort zu Beginn möchte ich es vorwegnehmen: Ich schreibe grundsätzlich keine Rezensionen auf Anfrage. Das möchte ich gerne näher erklären… Nicht selten erreicht mich von Autor*innen, die im Selbst- bzw. im Kleinstverlag publizieren, die Anfrage, eine Rezension zu ihrem Werk zu verfassen und auf meinem Blog zu veröffentlichen. Grundsätzlich freue ich mich natürlich, dass in diesen Fällen ein Interesse besteht, mir das eigene Buch, in das ja sehr viel Herzblut geflossen ist, zur Bewertung und Vorstellung anzuvertrauen. Ich empfinde das tatsächlich als einen großen Vertrauensvorschuss und kann mir vorstellen, dass die Entscheidung ein Buch, nicht selten ein Debütroman, zur Bewertung aus…